Christian Segmehl begeistert mit Rhapsody und einer exzellenten Zugabe

Wer schon einmal Paris besucht hat, der hat es sicher erlebt: Der Verkehr ist verrückter, das Lebensgefühl entspannter und auch die französische Musik hat ganz eigene Stilelemente und Klangfarben. Genau dieses Spiel mit Stilen und Klangfarben ist auch die Stärke des Sinfonischen Landesblasorchesters des Hessischen Turnverbands (LBO). Mit seinem Benefizkonzert im Staatstheater Darmstadt gelang dem Orchester und seinen beiden Solisten ein beeindruckender Ausflug an die Seine.

Für den Beginn hatte Chefdirigent Oliver Nickel „Le Carnaval Romain“ von Hector Berlioz gewählt. Die spritzige Ouvertüre war ein guter Einstieg in ein ungewöhnliches Konzert, das noch einige Überraschungen zu bieten hatte. Die erste trat bereits beim nächsten Werk „Le chant de l´arbre“ auf. Serge Lancen beschreibt in dieser Tondichtung das Leben eines Baumes im Lauf der Jahreszeiten. Passend zu der durch die Musik beschriebenen Stimmung wurden auf der Leinwand hinter dem Orchester Bilder von Bäumen gezeigt. „Schön“ hörte man nach der letzten Fermate eine spontane Äußerung aus dem Publikum.

Der Höhepunkt der ersten Hälfte war jedoch der Auftritt von Gastsolist Christian Segmehl. Gemeinsam mit dem LBO brillierte er mit der „Rhapsody for Alto Saxophone“ von André Waignein. Die Komposition in drei sehr unterschiedlichen Sätzen vereint verschiedenste Musikstile. Segmehl gelang es, die rhythmischen und an Free-Jazz erinnernden Elemente mit den romantischen Phrasen zu kombinieren. Diese beeindruckende Aufführung toppte er jedoch noch mit seiner Zugabe „Black & Blue“. Für die virtuose Ausreizung des „besten Instruments, das es gibt“ erntete er stürmischen Applaus.

Nach der Pause folgte die nächste Überraschung. Orchester und Dirigent besetzten die Bühne, doch die Musik spielte woanders. Nina Schrader-Groschup hatte sich im Dunkeln unter die Zuschauer gemischt und spielte sehnsuchtsvoll „Syrinx“ von Débussy ungesehen aus dem Saal. Nach den „Paris Sketches“ kündigte Anne-Marie Wintermeier, die charmant und informativ den Konzertnachmittag moderierte, „Listening to Paris“ an. Die witzige Tondichtung beschreibt einen Spaziergänger in Paris, der verschiedene Stadtviertel besucht, entlang der Seine verträumt vor sich hin läuft und fast überfahren wird. Das LBO hatte sich zu diesem Werk mit der Akkordeonistin Carina Mehren verstärkt und brachte so noch einmal, unterstützt durch passende Fotos aus der französischen Hauptstadt, Pariser Flair auf die Bühne.

Man darf gespannt sein, welche Ideen das LBO bei seinem nächsten Projekt umsetzt. Das Konzert, ein Gemeinschaftskonzert mit dem Musikverein „Viktoria“ Altenmittlau 1897 e.V., findet am 21.10.18 in Langenselbold statt. Interessierte Musiker*innen haben bereits am 22. September die Möglichkeit, dem LBO über die Schulter zu schauen und einen Schnupperlehrgang im Rahmen des diesjährigen Herbstprojekts zu besuchen.